Über den Wert des Schreibens und die Kunst, die richtigen Worte zu finden

  • Den „Millenials“ wird vorgeworfen, wie wären faul und sprunghaft, doch sind sie vor allem kritisch und sind es gewohnt, Dinge zu hinterfragen.
  • Digitale Gewohnheiten lassen innovative Berufsbilder entstehen.
  • Das Aufbrechen alter Unterscheidungen von richtig und falsch ruft auch jene auf den Plan, die die latente Verunsicherung missbrauchen.
  • Schreiben sollte aufklären, nicht verunsichern.

Wir leben in einer beschleunigten Welt. Ein ständiger Wandel erfasst immer mehr Dinge und die alten Wahrheiten werden nach und nach infrage gestellt. Das Idiom von der „schnellebigen Zeit“ beschreibt diesen Zustand der Aufweichung und Auflösung. Viele Menschen sind verunsichert und die Angst vor dem Ungewissen paart sich mit Vorurteilen gegenüber jenen, die den Wandel mit vollziehen. Die sogenannten Millenials sind die Generation, die als letzte noch in ihrer Kindheit eine analoge Welt erlebt haben. Sie seien verwöhnt, sprunghaft, faul wird gesagt, doch vielleicht braucht die digitale Gesellschaft einfach andere Grundsätze als die Analoge, und so sieht Faulheit, Sprunghaftigkeit und Anspruch von der anderen Seite eher aus wie kritische Reflexion, Selbstwahrnehmung und Neugierde.

Digitales Kapital
Dadurch, dass online jederzeit eine unüberblickbare Menge an Informationen zugänglich ist, hat nachvollziehbarer weise die Generation der Digital Natives einen wesentlich anderen Bezug zu Informationen und dem Wert, den sie haben, als die Generation ihrer Eltern. Statusmeldungen bei Facebook, Stories auf „Insta“ oder Follower bei Twitter sind das Kapital einer Informationsgesellschaft.

Im Zuge dieser Überlegung, dass ein großer Teil der Wertschöpfung unserer Gesellschaft der Gegenwart im Bereich des Austauschs von Informationen stattfindet, erscheint es nur schlüssig, dass sich Berufsfelder, wie das Influencing ausbilden. Digitale Autodidakt*innen entwickeln viel selbstbewusster als andere Konzepte der Produktion von Informationen als Ware.

Fake News und Lügenpresse
Und dann überrascht es auch nicht, dass in einem Markt, der sich gerade erst entfaltet, zugleich auch dessen Grenzen ausgetestet werden. Die Sphäre, in der Content auf eigene Faust erstellt werden kann und die alte Unterscheidung zwischen professioneller Berichterstattung und laienhafter Meinungsäußerung keine Gültigkeit mehr besitzt, ruft eben auch Akteure auf den Plan, die diese Unschärfe in demagogischer Absicht ausnutzen. Paradoxerweise sind es dieselben Leute, die „Lügenpresse“ schreien und damit eine ganze Zunft verunglimpfen, die dann selbst mit sogenannten „Fake News“ über sich reden machen.

Die unheilvolle Allianz von Misstrauen und Eigenregie führt zu einer Situation, in der eine Öffentlichkeit sich Themen aufzwingen lässt, die für viele Menschen eigentlich indiskutabel sind.

Der Wert des richtigen Wortes
Als Handwerker des Wortes stehe ich vor der Herausforderung in diesem Dickicht der Informationen und Falschinformationen einen Überblick zu behalten und nicht auf die gezielte Desinformation herein zu fallen.
Gerade zu einer Zeit, in der Informationen oft als Massen- und Ramschware frei flottieren, ist Sorgfalt bei der Platzierung und Formulierung von Information von besonderer Wichtigkeit. Einen guten Text zeichnet die Balance zwischen dem Blick fürs Ganze und der Liebe fürs Detail aus. Wenn ich einen größeren Zusammenhang im Einzelnen wiederfinde und dieses aber zugleich in der Makroperspektive nicht übersehe, bin ich wahrscheinlich auf dem richtigen Weg.

Wenn ich schreibe, geht es mir nicht darum, auch einfach noch meinen Senf dazu zu geben und die gesamte Menge halb-informierter Äußerungen um meine Eigene zu bereichern. Ebenso möchte ich nicht das Wissen all der fundierten Informationen einfach nur wiederholen. Im Spiel der freien Informationszirkulation sollte ich vielleicht einfach schweigen, um nicht noch mehr Verwirrung und Verunsicherung zu stiften. Doch ich schreibe, um aufzuklären, denn ein gut platziertes Wort, ein wohl formulierter Gedanke hat die Kraft, viel bloß daher Gesagtes ins rechte Licht zu rücken.

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